Hausen (Huso huso)

Der Hausen, auch Belugastör genannt, ist mit belegten Größen von bis zu 7 Metern die größte Störart und eine der größten Fischarten überhaupt. Die späte Geschlechtsreife von 14- 20 Jahre, Lebensspannen von deutlich über 150 Jahren, das Aufwachsen der Jungtiere im Fluss während des ersten Sommers sowie die späteren Laichwanderungen aus dem Schwarzen Meer bis zu 2.500 Kilometer die Donau flussaufwärts bis Bayern und Österreich mehrmals im Leben machen ihn außerdem zu einem perfekten Indikator für langfristig dynamische und funktionstüchtige Flusslandschaften. Durch Überfischung, Migrationsbarrieren und Verlust des Lebensraumes ist dieses lebende Fossil, wie die meisten anderen Störarten, hochgradig vom Aussterben bedroht.

Bis ins späte Mittelalter hatte der Hausen als Lieferant von Fischfleisch eine große Bedeutung für die Ernährung der Menschen. Der eigene Beruf des Hausenhackers, eines Fleischhauers für Störartige zeugt von den großen Fangmengen der damaligen Zeit. Angaben von Lieferungen bis zu 450 Stück Hausen und Handelsmengen von 50 Tonnen sind durchaus nicht unrealistisch. Neben dem Fleisch wurde auch die Schwimmblase zur Klärung von Bier und Wein oder auch zur Herstellung von Leim benutzt. Der zu begehrte Beluga Kaviar erreicht erst im Laufe des 18. Jahrhundert eine gewisse Bedeutung. Bereits in der frühen Neuzeit verschwanden die Bestände ob der intensiven Befischung der Laichzüge jedoch zusehends. Wurden im 19. Jahrhundert noch größere Mengen an Hausen aus dem ungarischen Teil der Donau auf den Wiener Fischmarkt gebracht, sind ab 1900 nur noch Einzelfänge auf den Wiener Fischmärkten zu beobachten. Die großen Störe sind somit die ersten Fischarten welche durch menschliche Eingriffe, im vorliegenden Fall durch Überfischung, in der Oberen Donau ausgestorben sind.

Aktuell vermehrt sich der Hausen noch sporadisch in der Unteren Donau zwischen den Kraftwerken am Eisernen Tor und dem Donaudelta. Die Bestände sind jedoch sehr klein und unterliegen nach wie vor einer starken Wilderei. Eine eigenständige Erholung ist aufgrund der Populationsgröße nicht zu erwarten. Ab 2025 werden in Wien im Rahmen des LIFE-Boat4Sturgeon Projektes genetisch donaustämmige Hausen, Waxdick und Sternhausen in einer schwimmenden Aufzuchtstation vermehrt und die im Donauwasser aufgezogenen Jungfische zur Stärkung der Population anschließend in der Unteren Donau besetzt. Daneben gibt es bereits Planungen für störtaugliche Fischwanderhilfen an den Kraftwerken am Eisernen Tor und in Gabčikovo. Es ist also zu hoffen, dass die auf das "Wiener Wasser" geprägten Störe nach Erreichen der Geschlechtsreife in 12-20 Jahren funktionstüchtige Fischauf- und -abstiegsanlagen vorfinden um die österreichische Donau zu erreichen und auch die Kraftwerke in Österreich mit entsprechenden Wanderhilfen nachgerüstet werden. Als Botschafter für den gesunden Umgang und die Renaturierung des Ökosystems Donau verdient der Hausen unsere Aufmerksamkeit und ist ein mahnendes Beispiel für das schleichende Aussterben unserer heimischen Fischarten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder: (c) Clemens Radschan 2x, Thomas Friedrich 3x